Editorial September 2021

Monatsspruch September 2021

Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel.
(Haggai 1,6 (L))

Liebe Lesende, liebe Freund:innen, liebe Geschwister im Glauben,

am Brunnen Jakobs redete Jesus mit der Frau aus Samaria. Ihren Durst nach Leben wollte er stillen. Erst verstand sie ihn nicht, konnte nicht sofort fassen, was ihr hier gereicht wurde: Leben in einer Qualität, die befriedigt, also tiefen Frieden schenkt.

Das Wort „sitt“ hat sich nicht durchgesetzt. Es meint den Moment, wenn der Durst gelöscht ist. So wie „satt“ bedeutet, keinen Hunger mehr zu haben. Hungrig nach Leben zu sein, Lebenshunger zu haben, diese Sehnsucht kennen wir alle. Und alle Süchte wurzeln hier, gedeihen auf diesem Grund.

Die Verse des Propheten Haggai reflektieren beide Ebenen. Den wirklichen Hunger, den tatsächlichen Durst – aber auch die Bedürfnisse nach Anerkennung, Erfolg und Sicherheit. Häuser bieten Schutz, auch Geborgenheit. Wir sind in ihnen geborgen und sicher vor Wetter und Feinden. Doch diese Sicherheit ist fragil. Wenn die Diebe kommen, wenn die Stürme des Lebens über uns hinweggehen, wenn die Wasser in Massen fließen, wie schnell reißt es uns weg.

„Weil mein Haus in Trümmern liegt, während jeder von euch für sein eigenes Haus rennt.“ Darum werdet ihr nicht satt noch sitt, spricht der Herr. Haggai deutet die Liebesbeziehung Gottes zu seinem Volk. Der Herr will Leben schenken, Freiheit und Sicherheit. Doch die finden sich nicht im Vordergründigen. Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Jakobs Brunnen. Israel, Gottes große Liebe.

Jesus sieht in jedem Menschen Gottes Wohnung und lädt alle Menschen ein, bei Gott zu wohnen. Unser Hunger ist sein Hunger, unser Durst sein Durst. Diese Häuser, Gottes Haus in seiner Schöpfung, in aller Kreatur, sind es wert geliebt zu werden. Für die Häuser der anderen und für Gottes Haus zu rennen, sich ihnen in Liebe zuzuwenden, das ist das wahre Leben. Den Mantel zu teilen, das Geld in die Beutel der anderen zu legen hat seinen Segen. Die zerbrochenen Herzen will Gott heilen und will uns stillen.

Peter Jörgensen