Editorial März 2023

Monatsspruch März 2023

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?
(Römer 8,35)

Liebe Lesende, liebe Freund:innen, liebe Geschwister im Glauben!

Ganz tief in uns wohnt der Zweifel. Andere stellen einen Zusammenhang her zu den Fragen unseres Lebens und geben falsche Antworten, die uns schaden. Denn in der Regel haben sie Zweifel an uns oder sogar Kritik. „Wenn guten Menschen Böses widerfährt“, lautet der Titel eines Seelsorgebuches, indem der Rabbi Harold S. Kushner von seinem Glauben berichtet, nachdem er durch ein Tal der Tränen gegangen ist, weil sein Sohn krank wurde und starb. „Es war alles so sinnlos; ich war doch kein schlechter Mensch gewesen!“ Oder doch? Wenn uns Böses passiert, fragen wir so, sagen wir so. Und andere fragen und sagen es auch so, über uns, wenn das Leid selbst bereits Last genug ist.

Die Erdbeben in der Türkei und in Syrien … treiben uns die Tränen in die Augen. Wir teilen den Schmerz und die Fassungslosigkeit, teilen das Entsetzen und die Verzweiflung mit den Menschen, die dort leben, starben oder im Sterben liegen. Es sind gute Menschen dort, denen Böses widerfährt. In einer Region, die vom Krieg gezeichnet ist, seit so vielen Jahren. Ein unfassbares Ausmaß an Leid. Wer hier nicht in Glaubenszweifel gerät, hat ein Herz aus Stein.

Ist Gott gegen uns? Haben wir Strafe verdient? Ist es gerecht? Ist Gott ein gerechter Gott? Ist Gott gütig? Es sind verstörende Fragen, auf die wir schwer eine Antwort finden oder keine Antwort haben. Ja, alle Menschen laden im Laufe ihres Lebens Schuld auf sich … An Gott zu glauben, ist eine Zumutung. Wir lesen im Römerbrief:

„Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ (Röm 8,18-22)

Leid und Vergänglichkeit. „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ (Hiob 14,1-2). Sind diese Vergänglichkeit und am Ende der Tod – oder vorher Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert – Zeichen und Chiffren Gottes? Können wir sie dechiffrieren, lesen und deuten? Oder drohen wir, daran irre zu werden?

Wir hoffen und glauben, wenn wir glauben können. Und das ist schwer, ist ein Geschenk. Obwohl wir nicht sehen, nicht verstehen, im Dunkeln tappen und blind sind, halten wir uns fest an dem Gott, der uns liebt: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

Peter Jörgensen