Editorial 13. Juni 2020

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.
Lukas 10,16a

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gemeinde,
in den vergangenen Wochen habe ich auf Facebook oft Dinge geteilt mit den Worten: „Einfach mal zuhören!“ Zum Beispiel den Protestsong des 12-jährigen Keedron Bryant „I Just Wanna Live“. Oder den „Brennpunkt“ im „Ersten Deutschen Weißen Fernsehen“ mit Shary Reeves und Carolin Kebekus. Oder das Video „I Can’t Breathe“ von Samy Deluxe. Oder das Buch „Unter Weißen“ des Journalisten Mohamed Amjahid.

„Einfach mal zuhören!“

Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd vor einigen Wochen hat in der ganzen Welt Hunderttausende auf die Straßen getrieben, die genau das wollen: dass einfach mal zugehört wird, wenn People of Color von ihren Erfahrungen mit Rassismus, Vorurteilen und Gewalt erzählen.

Und dass sich dann auch etwas ändert. Zum Guten.

Könnte es sein, dass es in diesen Tagen gerade diese Menschen sind, die Jesus meint, wenn er sagt: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ (Lk 10,16)?

Wenn die „Mühseligen und Beladenen“ (Mt 11,28), denen die besondere Zuwendung Jesu gilt, ihre Stimme erheben, dann ist das, als würde Jesus selbst zu uns sprechen. Wenn wir ihnen nicht zuhören, wenn wir sie verachten, dann überhören und verachten wir Jesus – und den, der ihn gesandt hat, also Gott selbst.

Deshalb: „Einfach mal zuhören!“

Volkmar Hamp

Baptisten gegen Rassismus