Editorial 7. Juni 2020

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. 2. Korinther 13,13
Johannes 12,32

Seit Ostern, also seit knapp mehr als fünfzig Tagen, habe ich neben der Baptistenkirche Wedding als zweiten Arbeitgeber das Auswärtige Amt. Dort bin ich Berater im Referat „Religion und Außenpolitik“. Wir sind dort als Berater:innen zu dritt – jüdischen, muslimischen und christlichen Bekenntnisses und wegen unseres Glaubens dort. Für die Kolleginnen und Kollegen im Referat und im Haus bringen wir etwas von außen ein. Sie suchen diesen Rat, um in der Außenpolitik an religiöser „Musikalität“ dazuzugewinnen.

Letzte Woche erzählte mir der jüdische Kollege, ein junger deutschstämmiger Rabbi aus Idaho/USA, von Martin Buber. Als Verein „WirGestalten“ lehnen wir uns an Bubers Gedanken von der religiösen Bedeutung von Gemeinschaft und Begegnung an. Darum war ich besonders hellhörig. Im Nebensatz erwähnte er, dass Buber sich nicht im engeren Sinne als gläubigen Juden verstand. Martin Buber lehnte die Lehre des Judentums nicht ab, verortete sich selbst aber in der Seele des jüdischen Glaubens, weniger bei Moses, mehr bei Abraham.

Das ist auch unsere Möglichkeit im Referat, Abraham als gemeinsame Bezugsgröße voranzustellen, auf die Seele unseres Glaubens zu achten, miteinander über die Lehre zu sprechen und einander mit Interesse und Respekt zu begegnen. So können wir miteinander und voneinander lernen. Und gemeinsam können wir darüber nachdenken, wie es eventuell in den internationalen Beziehungen gelingen könnte, in dieser Weise Verständigung herbeizuführen.

Gott ist einer. „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer.“ (5. Mose 6,4) Da ist einer. Und sonst keiner. Das glaube ich. An den dreieinigen Gott glaube ich: der in sich Beziehung ist, der in sich Liebe ist, der in sich Geist ist. Gott ist gnädig, Gott ist liebevoll und Gott schenkt Begegnung. „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“

Peter Jörgensen