Editorial 28. Februar 2021

Jesus antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien. (Lukas 19,40)

Liebe Freundinnen und Freunde,

voller Freude, begeistert von Jesus, ziehen sie mit ihm gemeinsam hinauf nach Jerusalem. Sie schwärmen von ihm, ein Schwarm von Menschen um ihn herum, und rufen es allen anderen zu: „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Ein Heer, ein Meer von Menschen strömt bergauf, der Schwerkraft entgegen. „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ (Amos 5,24). Mit Jesus strömt Gottes Friede, fließt Gerechtigkeit durch das Land der Zeit, die Berge hinauf. Der Strom von Menschen um Jesus herum ist ein Meer von abgewrackten Gestalten in aufgewühlter See. Kranke, Arme, Sünder*innen in ihren kleinen Schaluppen, die fast gekentert waren. Bedürftige in allen Schattierungen, Suchende jeglicher Couleur. Menschen jeder Farbe. PoC. Ausgelassene Fröhlichkeit und lauter Jubel schwappen bunt und munter durch die Gassen. Schalom!

Schon klar, dass da diejenigen unruhig werden, die für Ruhe in der Stadt sorgen sollen. Der geregelte Gang der Dinge, Recht und Ordnung sollen in die übliche Richtung fließen. Bergab. Von oben nach unten. Nach Geschlechtern und Farben sortiert. Wie hatte Jesu Mutter Maria gesungen? „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unseren Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.“

Dieser Jubel über den Heiland, der Schuld vergibt und für Recht sorgen wird, klingt auch heute noch durch die Gassen, auf den Straßen, fließt bergauf und springt über Mauern. „Gelobt sei, der da kommt!“ Würden die Kinder Gottes dieses Liebeslied nicht singen, den Grund unseres Seins nicht singend herbeisehnen, die Steine würden schreien.

Peter Jörgensen