Editorial 17. Mai 2020

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Psalm 66,20

„Gelobt sei Gott …“ – Mein erster Gedanke: Das ist eine Aufforderung in so altertümlicher Sprache, die ich in der Tiefe noch nicht wirklich verstanden habe. Wie soll ich meinen Kindern erklären, was es heißt, Gott zu loben und warum wir das tun sollten? Mein zweiter Gedanke: „sei“ heißt nicht direkt „tu das jetzt gefälligst“. Vielleicht auch ein Wunsch des Psalmbeters, dass Gott in dieser Welt mehr vorkommt, Liebe gelebt, Gutes gesagt, mehr gesungen, gefeiert, getanzt und gelacht wird. Damit kann ich schon eher etwas anfangen. Das wünsche ich mir auch. Bin dabei.

„… der mein Gebet nicht verwirft …“ – Eine schöne Zusage: Gott hört mir zu. Es ist für Gott relevant, was mir wichtig ist. Das, worum ich bitte, ist ihm nicht egal. Automatische Wunscherfüllung nicht inklusive, wie viele von uns wissen. Beten. Nicht so einfach. Immer gut, wenn ich es tue. Wie Joggen gehen. Hinterher fühle ich mich besser. Mich zum Beten bereit machen, dem Gespräch mit Gott Platz einräumen. Manchmal klappt es, oft nicht. Meine Großmutter hat gerne gesagt: „Das habe ich abgegeben!“ Sie sah dabei vergnügt aus. Meist sagte sie das, nachdem sie schwierige Situationen in ihrem Leben mit Gott besprochen, ihm die Sachen hingelegt hatte und dort lassen konnte. In der Fürbitte tun wir das – für uns, für andere Menschen, für schwierige Situationen im Großen und Kleinen. Wir legen es vor Gott hin und lassen es erst einmal dort, im Vertrauen darauf, dass er es nicht verwirft, also hört.

„… noch seine Güte von mir wendet.“ – Mein gütiger Vater – manchmal pfeift er mich zurück und sagt: „Nimm das wieder mit. Das ist deins. Klär das. Tu etwas. Ich komme auch mit.“ Oft kann ich die Dinge einfach ihm überlassen und wieder vergnügt sein. Das wünsche ich uns allen: „Rogate! Betet!“ – Mit Vergnügen!

Wiebke Witt