Editorial 02. August 2020

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Ps 139,14)

Liebe Freundinnen und Freunde,

wer meint, hier spräche ein Narziss, irrt. Es ist ein Gebet. Die Gedanken gehen zu Gott, haben IHN, den Schöpfer alles dessen was ist, im Blick. Ehrfurcht und Dankbarkeit sind die Grundmelodie. Und der Gesang besingt Gott, der Wunder tut und uns staunen lässt. Unsere Seele erkennt als Geheimnis, was der Verstand nicht fassen kann. Zu groß sind Gottes Gedanken.

In der Mitte unserer Bibel finden wir die Psalmen, das Gebetbuch der Bibel. Im Zentrum des Psalters, dieser immerwährenden Hinwendung zu Gott, steht das staunende Gebet, stehen Klagen und Zweifel, Trauer und Wut, Dankbarkeit, Angst, Verwirrtheit und Hoffnung. Psalm 139 hat 24 Verse. Es lohnt sich, sie alle zu lesen. Nicht nur den einen Vers unseres Monatsspruches. Denn so bekommt der Text seine Tiefe und Einbettung.

Die Abgründigkeit und das Durchscheinende der eigenen Existenz werden vor Gott ausgesprochen. Die schiere Fassungslosigkeit ob der Größe Gottes nimmt Platz, greift Raum. Die Selbstzweifel sind mächtig, die Unsicherheit ist groß. Wer bin ich schon? Und: Bin ich auf dem richtigen Weg?

Die Wertschätzung und die Würdigung der eigenen Existenz ergeben sich nicht im Vergleich mit anderen Menschen. Sie speisen sich nicht durch die Herabwürdigung oder Missachtung anderer. Darum verlieben wir uns nicht in uns selbst, sondern ineinander. Allein darin, auf geheimnisvolle und wundervolle Weise von Gott geschaffen worden zu sein – wie auch alles andere und alle anderen durch Gott wurden und ein Wunder sind – gründet unser Selbstbewusstsein. Die Seligkeit, geliebt zu werden. Das Staunen. Und die Freude am Leben!

Peter Jörgensen