Editorial 29. März 2020

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.
Matthäus 20,28

Noch immer sind wir in der Passionszeit. Wir bedenken den Leidensweg Jesu und sein Sterben am Kreuz. Jesu Leidenschaft, seine Hingabe und seine Liebe zu den Menschen erkennen wir, indem wir auf seine Passion schauen. Der Wochenspruch für die vor uns liegende Woche ist der letzte Vers einer Textpassage aus dem Matthäusevangelium, in der es um die Themen Herrschen, Macht, Größe, Erster sein und Dienen geht (Mt. 20,20-28). 

Jesus deutet den zwölf Jüngern seinen Lebensweg und macht auf die Beispielhaftigkeit seiner Haltung aufmerksam. Macht ausüben, herrschen kann man auf Kosten anderer. Herrscher halten ihre Völker nieder und die Mächtigen tuen ihnen Gewalt an. „So soll es nicht sein unter euch!“ Es geht auch anders. Und es soll auch anders sein. Profiliert euch besser, indem ihr euch gegenseitig dient, also einander gewaltfrei und hierarchiefrei liebt und einander aufrichtet.

In diesen Tagen der weltweiten Corona-Pandemie ist unser aller Wohl in Gefahr. Und dabei meint der Begriff Gemeinwohl die ganze Welt. Es geht um das globale Gemeinwohl. In der Bewältigung der Krise haben die Nachfolger*innen Jesu etwas Wesentliches beizusteuern: ihre Übung im gewaltfreien Dienen. Und ihre Erfahrung darin, andere aufzurichten. Ihr Blick für die Schwachen, die Gefährdeten, die Menschen in Not. Ihre Bereitschaft zu teilen und zu helfen. 

Was bedeutet es jetzt, die Verantwortung für das Wohl aller so zu übernehmen, dass die Völker aufgerichtet werden? Niemand soll Gewalt leiden, positiv formuliert, allen soll geholfen werden. Wir stehen hier miteinander in einer globalen Herausforderung und Verantwortung. Um es konkret zu machen und grob auszudrücken: wer Klopapier hamstert, nimmt in Kauf, dass andere – ihr könnt selbst weiterdenken … Das gilt im Kleinen wie im Großen. Das betrifft die kleinen Gemeinschaften wie auch die Weltgemeinschaft. 

Es ist der Geist Jesu, seine Haltung, die einer Unmoral des „rette sich wer kann“, der Gleichgültigkeit und dem Hass etwas entgegenzusetzen hat. Nämlich die Zuversicht, dass sich koordinierte Rettungsmaßnahmen organisieren lassen, wenn genug Menschen bereit sind Verantwortung auf eine Weise auszuüben, die alle aufrichtet und niemanden zu Schaden kommen lässt. Es ist der Heilige Geist, der das – auch in uns – wirkt. Zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen!

Peter Jörgensen